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Patient Blood Management

Patient Blood Management (PBM)

Blut ist eine sehr kostbare Flüssigkeit: Es transportiert neben dem lebensnotwendigen Sauerstoff auch Zellen, Nähr- und Giftstoffe durch unsere Gefäße und stellt somit eine wichtige Verbindung zwischen allen Organen her. Blutspender schenken ihr Blut anderen und leisten damit einen wertvollen Beitrag zur Rettung schwerverletzter Unfallopfer sowie zur Durchführung großer Operationen.

Es ist unbestritten, dass die Gabe von Blut im akuten Notfall Leben retten kann. Inzwischen steht jedoch fest, dass ein zu liberaler Umgang mit dem kostbaren Blut auch Risiken birgt. So kann die nicht indizierte Gabe von Blutkonserven Ursache einer erhöhten Sterblichkeit und einer höheren Komplikationsrate (z.B. Herzinfarkt, Nierenversagen) sein und mit einem erhöhten Risiko für Infektionen
(z.B. Lungenentzündung) einhergehen. Blut sollte daher wie jedes Medikament nur bei klarer Indikation und im Bewusstsein der durchaus relevanten Nebenwirkungen genutzt werden, da im Grunde jede Bluttransfusion eine kleine Organtransplantation darstellt.

Demzufolge ist ein Umdenken bei allen transfundierenden Medizinern gefragt: Statt die Blutarmut (Anämie) großzügig mit Blutkonserven zu behandeln, sollte über alternative Strategien nachgedacht werden, um unnötig verabreichte Bluttransfusionen im Rahmen von operativen Eingriffen zu vermeiden. Moderne und innovative Regime wie das „Patient Blood Management“ (PBM) beschreiben dabei ein multidisziplinäres Behandlungskonzept zur Reduktion von Bluttransfusionen durch die Erkennung und Behandlung einer Anämie vor einem operativen Eingriff, die Minimierung des Blutverlustes während der Operation sowie die Erhöhung der Anämietoleranz nach der Operation.

Patient Blood Management konzentriert sich auf die Behandlung des individuel­len Patienten und erstreckt sich dabei nicht nur auf den operativen Bereich, son­dern gilt für alle Fächer, in denen ein relevan­ter Blutverlust auftreten kann und Blutprodukte sowie deren Alternativen Teil des thera­peutischen Vorgehens sind. Unsere enge Kooperation mit dem Labor ist in diesem Zusammenhang wegweisend: So können beispielsweise durch die Umstellung auf kleinere Röhrchen (Monovetten) für die Blutabnahme jedes Jahr viele Liter Patientenblut gespart werden.

Hauptziel der Umsetzung eines patientenorientierten PBM am Evangelischen Diakoniekrankenhaus ist es, nicht zwingend notwendige Blutübertragungen zu vermei­den sowie die Prognose der Patienten zu verbessern. Damit folgen wir der langjährigen Forderung der World Health Organization (WHO), die einen bewussteren Umgang mit Blut verlangt. Gleichzeitig rückt der Patient in den Mittelpunkt aller Bemühungen, dessen individuelle Sicherheit und Gesundheit immer an erster Stelle stehen sollte.

Hämodynamische Optimierungsstrategien bei Hochrisikopatienten

Operative Risikopatienten, die sich einem größeren Eingriff unterziehen müssen, erleiden auf Grund ihrer multiplen Vorerkrankungen nicht selten perioperative Komplikationen. Die meisten dieser Komplikationen verursachen überproportional hohe Kosten und verlängern zudem die Krankenhausaufenthaltsdauer.

Ein erweitertes hämodynamisches Monitoring liefert in Ergänzung zum anästhesiologischen Basismonitoring Informationen über fluss-, volumen- oder stoffwechselbezogene Parameter der Kreislaufregulation, die in Verbindung mit hierauf basierenden Therapie-Protokollen zur Optimierung des Volumenstatus und des Sauerstoffangebotes genutzt werden können. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass eine frühe und an Zielwerten orientierte kreislaufwirksame Therapie (”goal-directed therapy“) in Verbindung mit einem erweiterten hämodynamischen Monitoring die Komplikationsrate und auch die Sterblichkeit in diesem Patientenkollektiv deutlich senken kann.

Neben einigen Universitätskliniken ist das Evangelische Diakoniekrankenhaus eines der ersten nicht-universitären Häuser in Deutschland gewesen, das bereits seit Jahren ein standardisiertes hämodynamisches Optimierungsprotokoll in die klinische Routine eingeführt hat. Dieses Verfahren, das einen klaren Überlebensvorteil für überwiegend alte und schwer vorerkrankte Patienten bringt, ist ein wichtiger Beitrag zu mehr Patientensicherheit im operativen Umfeld.

Prof. Wiesenack im Interview mit der Badischen Zeitung vom 23. Dezember 2019

 

Patient Blood Management

Patient Blood Management ist ein medizinisches Konzept zur Steigerung der Patientensicherheit durch Stärkung der körpereigenen Blutreserven

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"Blutgabe ist in vielen Fällen vermeidbar"

B Z -INTERVIEW mit Christoph Wiesenack vom Diakoniekrankenhaus Freiburg zu den Vorteilen eines „Patient-Blood-Managements“

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