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Erkrankungen der Schilddrüse

Bei jedem 3. Erwachsenen in Deutschland bildet sich im Laufe des Lebens eine Schilddrüsenerkrankung aus, wobei die Häufigkeit mit zunehmendem Lebensalter ansteigt.
 
Schilddrüsenerkrankungen können entweder die Hormonproduktion (Über- und Unterfunktion) der Schilddrüse oder die Größe bzw. Gewebestruktur der Schilddrüse beeinflussen.
 
Folgende Veränderungen zählen zu den häufigsten Erkrankungen der Schilddrüse:
 
Struma:
Hierbei handelt es sich um eine Vergrößerung der Schilddrüse, die häufig durch einen Jodmangel verursacht wird. Dieser Jodmangel kann entweder durch einen absoluten Jodmangel (= zu wenig Jodaufnahme mit der Nahrung) oder durch einen relativen Jodmangel in Lebensphasen mit erhöhter Stoffwechselaktivität (z. B. Pubertät, Schwangerschaft) auftreten.
Für das Auftreten einer Struma können jedoch auch erbliche Faktoren verantwortlich sein.
 
Schilddrüsenüberfunktion:
Eine Schilddrüsenüberfunktion kann entweder durch eine sog. Schilddrüsen-autonomie („heiße Knoten“ oder disseminierter Autonomie) oder durch Autoimmunerkrankungen, wie den Morbus Basedow oder die Hashimoto-Thyreoiditis, entstehen. Bedingt durch den erhöhten Spiegel von Schilddrüsenhormon im Blut kommt es zu einer gesteigerten Stoffwechselaktivität, die zu Herzrhythmusstörungen, hohem Blutdruck, Gewichtsverlust, Nervosität, Durchfall, Haarausfall und innerer Unruhe führen kann.
 
Heißer Knoten:
Bei einem heißen Knoten (dieser Begriff stammt aus der Schilddrüsen-Szintigraphie) produzieren in einem Schilddrüsenknoten liegende Zellen Schilddrüsenhormon, ohne der Steuerung durch das Gehirn (über das Hormon TSH) zu unterliegen. Man spricht daher auch von autonomen Zellen oder autonomen Adenomen. Wenn die ungesteuert hormonproduzierenden Zellen nicht in einer Knotenformation vorliegen, sondern über die gesamte Schilddrüse verteilt sind spricht man von einer disseminierten Autonomie.
 
Schilddrüsenunterfunktion:
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion steht dem Körper für die notwendige Stoffwechselleistung nicht genügend Schilddrüsenhormon zur Verfügung. Daraus resultiert ein verminderter Stoffwechsel mit Symptomen wie Müdigkeit, Antriebsmangel, Appetitlosigkeit, Verstopfung, Gewichtszunahme.
 
Als Ursache kommen entweder angeborene Unterfunktionen oder Unterfunktionen bei abgelaufenen Autoimmunerkrankungen  infrage. 

Kalter Knoten: Der Begriff „kalter Schilddrüsenknoten“ stammt aus der Schilddrüsen-Szintigraphie. Er drückt aus, dass ein Schilddrüsenknoten (der beispielsweise im Ultraschall diagnostiziert wurde) kein Hormon produziert. In den allermeisten Fällen handelt es sich hierbei um eine gutartige Knotenbildung. Lediglich in 2-3 % kann sich hinter einem kalten Schilddrüsenknoten auch ein bösartiger Schilddrüsentumor verbergen. Mit einer ultraschallgesteuerten Feinnadelbiopsie können in vielen Fällen weitere Informationen gewonnen weden. Leider kann auch mit umfangreicher Diagnostik nicht immer ausgeschlossen werden, dass sich hinter einem kalten Schilddrüsenknoten ein bösartiger Tumor verbirgt. Daher ist gerade bei den kalten Schilddrüsenknoten eine interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie eine große Erfahrung bei der Therapieentscheidung notwendig.
 
Morbus Basedow:
Bei dem Morbus Basedow handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Dabei werden eigene Schilddrüsenzellen irrtümlicherweise als fremde Zellen eingestuft, sodass vom Körper Abwehrzellen (Antikörper) produziert werden, die die Schilddrüse stimulieren. Zusätzlich kann es zum Auftreten von hervortretenden Augäpfeln kommen. Für die Diagnose eines
Morbus Basedow sind neben der Antikörper-Bestimmung (TRAK) im Blut das Ultraschallbild, das Szintigramm sowie die Feststellung einer Überfunktion Voraussetzungen.
 
Morbus Hashimoto:
Bei der Hashimoto-Thyreoiditis handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper die Schilddrüse zerstören und das abgestorbene Gewebe von weißen Blutkörperchen abgebaut wird. In der Regel sind im Blut bestimmte Antikörper gegen die Schilddrüse nachweisbar (TPO-Antikörper-Titer; TG-Antikörper-Titer). 
 
Bösartige Schilddrüsentumoren:
Bei den bösartigen Schilddrüsentumoren unterscheidet man zwischen differenzierten Tumoren, d. h. Tumore, die noch Ähnlichkeit mit gesunden Schilddrüsenzellen haben und auch Jod aufnehmen können sowie undifferenzierte, d. h. wildwachsende Tumore.
 
Bei den differenzierten bösartigen Schilddrüsentumoren unterscheidet man zwischen papillären und follikulären Karzinomen.
 
Das papilläre Schilddrüsenkarzinom ist der häufigste differenzierte bösartige Tumor der Schilddrüse. Er hat – wenn er rechtzeitig und korrekt behandelt wird – eine sehr gute Prognose. Ab einer gewissen Tumorgröße wird das papilläre Schilddrüsenkarzinom mit einer kompletten Entfernung der Schilddrüse sowie einer Entfernung der regionalen Lymphknoten behandelt. In ausgewählten Fällen kann auch eine Ausräumung der Lymphknoten entlang der großen Halsgefäße notwendig sein. Im Anschluss an die Operation erfolgt eine Radiojodtherapie.
 
Falls im Rahmen einer Schilddrüsenoperation zufällig kleine papilläre Karzinome unter dem Mikroskop erkannt werden muss in den allermeisten Fällen weder eine weiterführende Operation noch eine Radiojodtherapie erfolgen.
 
Follikuläres Schilddrüsenkarzinom: Das follikuläre Schilddrüsenkarzinom zählt ebenfalls zu den differenzierten bösartigen Schilddrüsentumoren. Auch das follikuläre Schilddrüsenkarzinom hat bei richtiger Behandlung und rechtzeitiger Erkennung eine gute bis sehr gute Prognose. Es wird mit einer kompletten Entfernung der Schilddrüse behandelt, wobei in der Regel keine Entfernung der Lymphknoten notwendig ist. Im Anschluss erfolgt eine Radiojodtherapie.
 
Ein follikuläres Karzinom kann nur bei einer mikroskopischen Untersuchung eines entnommenen Schilddrüsenknotens bestätigt werden. Im Gegensatz zu dem papillären Schilddrüsenkarzinom ist eine Diagnose durch eine Feinnadelpunktion nicht möglich. Ebenso ist eine Untersuchung des entnommenen Schilddrüsenknotens während der Operation beim follikulären Karzinom nicht sinnvoll. Daher kann es bei der Diagnose eines follikulären Karzinoms nach einer Schilddrüsenoperation notwendig sein, mit einem weiteren Eingriff die gesamte Schilddrüse zu entfernen.
 
Undifferenziertes Schilddrüsenkarzinom:
Beim undifferenzierten Schilddrüsenkarzinom haben die Tumorzellen keinerlei Ähnlichkeit mehr mit den originären Schilddrüsenzellen. Eine Radiojodtherapie ist nicht möglich, neue Therapieoptionen deuten sich mit der Durchführung einer Chemotherapie an. Eine mögliche Behandlung soll in enger Abstimmung mit Chirurgen, Strahlentherapeuten und Onkologen erfolgen.
 
Medulläres Schilddrüsenkarzinom: Das medulläre Schilddrüsenkarzinom (auch "C-Zell-Karzinom") geht nicht von den eigentlichen Schilddrüsenzellen aus, sondern von sog. parafollikulären, calcitonin-produzierenden Zellen (sog. C-Zellen). Das medulläre Karzinom tritt familiär (ca. 15 %) oder sporadisch (ca. 85 %) auf. Der sensitivste Tumormarker des medullären Karzinomes ist das von den C-Zellen produzierte Calcitonin. Die Behandlung der Wahl ist eine vollständige chirurgische Entfernung. Eine Radiojodtherapie ist nicht möglich.