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Schilddrüsen-Zentrum am Ev. Diakoniekrankenhaus Freiburg

Herzlich willkommen!

Erkrankungen der Schilddrüse sind häufig. So kommt es beispielsweise in Deutschland bei jedem 3. Einwohner im Laufe des Lebens zum Auftreten von krankhaften Schilddrüsenveränderungen.
 
Die möglichen Krankheitsbilder sind dabei sehr vielfältig. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, dass die Erkrankungen der Schilddrüse von Ärzten mit unterschiedlicher Fachrichtung und Spezialisierung diagnostiziert und behandelt werden. Dabei ist für einen guten Behandlungserfolg neben der persönlichen Kompetenz und Erfahrung der beteiligten Ärzte vor allem auch die interdisziplinäre Abstimmung, Beratung und Zusammenarbeit wichtig.
 
In vielen Fällen benötigt man für die Behandlung einer Schilddrüsenerkrankung keine Operation. Falls aber doch, ist es umso wichtiger, dass bei der Durchführung der Operation die enorme Bedeutung der Schilddrüse für den gesamten Organismus berücksichtigt wird. Zudem erfordert die delikate anatomische Lage der Schilddrüse eine große operative Erfahrung.
 
Am Ev. Diakoniekrankenhaus Freiburg bieten wir das komplette Spektrum der Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenoperationen an. Dabei sind wir eine der wenigen Kliniken in Deutschland, die seit Jahren auch minimal invasive Schilddrüsenoperationen nach der „ABBA-Methode“ durchführen. Hier wählen wir sehr sorgfältig aus, welche Schilddrüsenerkrankungen für diese Operationsmethode geeignet sind und besprechen dies im Vorfeld mit Ihnen ausführlich und in aller Ruhe.

Das Ev. Diakoniekrankenhaus Freiburg ist seit vielen Jahren Standort der nuklearmedizinischen Praxis Dr. Tilmann Schumacher / Dr. Stefan Merk. Durch eine enge Vernetzung ist daher rund um Ihre Schilddrüsenoperation ein direkter und persönlicher interdisziplinärer Austausch möglich. Darüber hinaus arbeiten beide Partner des Schilddrüsenzentrums eigenständig. Das Spektrum der Praxis Dr. Schumacher finden Sie unter www.irn-freiburg.de abgebildet; für die Chirurgische Klinik gilt, dass wir in enger Abstimmung mit Ihren behandelnden Nuklearmedizinern, Endokrinologen, Internisten und Hausärzten Ihre Schilddrüsenoperation analog den Empfehlungen der zuweisenden Kollegen mit großer Kompetenz und fachlicher Expertise durchführen. Ebenso ist für uns eine Fortführung der Kontrolluntersuchungen nach der Operation bei den Sie auch vor der Operation betreuenden Ärzten selbstverständlich.

Auf den nachfolgenden Seiten möchten wir Ihnen einen kurzen Einblick in die Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen geben. Naturgemäß können diese Einblicke ein ausführliches Beratungsgespräch nicht ersetzen, für das wir gerne zur Verfügung stehen.
 
Herzlich
Ihr


Prof. Dr. B. Rumstadt
Chefarzt der Chirurgischen Klinik
 
 

Aufgabe der Schilddrüse

Anatomie der Schilddrüse

Erkrankungen der Schilddrüse

Schilddrüsendiagnostik

Therapie

Ablauf der Schilddrüsenoperation

 

Aufgabe der Schilddrüse

Die Schilddrüse produziert die lebenswichtigen Hormone „Thyroxin“ (T4) und „Triiodthyronin“ (T3).
 
Diese Hormone sind für jegliche Stoffwechselaktivität in unserem Körper mitverantwortlich. Dies bedeutet, dass ohne die Schilddrüsenhormone Eiweiße, Fette oder Kohlenhydrate nur eingeschränkt verstoffwechselt werden können.
 
Zur Produktion der Schilddrüsenhormone benötigt die Schilddrüse als Grundstoff Jod, das wir mit der Nahrung dem Körper zuführen müssen. Der notwendige tägliche Jodbedarf liegt für Erwachsene bei 150-200 µg, für Säuglinge zwischen 40 und 80 µg und für Kinder zwischen 100 und 180 µg. Bei einem erhöhten Stoffwechselumsatz, wie z. B. während der Schwangerschaft, werden ca. 230 µg Jod täglich benötigt.
 
Da ein ausgeglichener Schilddrüsenhormonspiegel für unseren Körper lebensnotwendig ist, unterliegt die Hormonproduktion in der Schilddrüse genauen Steuerungsmechanismen. So wird der Hormonspiegel für die Schilddrüsenhormone T3 und T4 im Blut kontinuierlich gemessen. In der Hirnanhangdrüse („Hypophyse“) wird das Hormon TSH (Thyreozyten-stimulierendes Hormon) gebildet, das die Hormonproduktion in der Schilddrüse stimuliert. Wird zu wenig Schilddrüsenhormon produziert steigt der Hormonspiegel von TSH an und umgekehrt.
 
Zusätzlich wird die TSH-Produktion in der Hirnanhangdrüse durch einen weiteren Regelkreis gesteuert bzw. überwacht. Im sogenannten „Hypothalamus“ (ein Abschnitt des Zwischenhirns) wird das Hormon TRH (Thyreotropin Releasing Hormon) gebildet, das die Steuerung von TSH durch die Hirnanhangdrüse überwacht.
 
Durch diese doppelte Absicherung ist gewährleistet, dass der Schilddrüsenhormonspiegel auf einem konstanten Niveau gehalten wird.
 

Anatomie der Schilddrüse

Die Schilddrüse liegt im vorderen Halsbereich unterhalb des Schildknorpels. Sie ist in zwei Lappen aufgeteilt, die rechts und links von der Luftröhre liegen und durch eine schmale Gewebebrücke verbunden sind. Jeder Schilddrüsenlappen ist ca. taubenei-groß.
 
Die Nebenschilddrüsen liegen hinter der Schilddrüse und sind in der Regel reiskorngroß. Ca. 90 % aller Menschen besitzen vier Nebenschilddrüsen, hinter jedem Schilddrüsenlappen jeweils zwei. Die Nebenschilddrüsen sind unabhängig von der Schilddrüse und produzieren ein Hormon (Parathormon), das für den Calciumstoffwechsel wichtig ist.
 
Zwischen der Schilddrüse, der Luftröhre und der Speiseröhre verlaufen rechts und links die Stimmbandnerven, die für die Funktion des Kehlkopfes (und damit für unser Sprechen) wichtig sind.
 

Erkrankungen der Schilddrüse

Bei jedem 3. Erwachsenen in Deutschland bildet sich im Laufe des Lebens eine Schilddrüsenerkrankung aus, wobei die Häufigkeit mit zunehmendem Lebensalter ansteigt.
 
Schilddrüsenerkrankungen können entweder die Hormonproduktion (Über- und Unterfunktion) der Schilddrüse oder die Größe bzw. Gewebestruktur der Schilddrüse beeinflussen.
 
Folgende Veränderungen zählen zu den häufigsten Erkrankungen der Schilddrüse:
 
Struma:
Hierbei handelt es sich um eine Vergrößerung der Schilddrüse, die häufig durch einen Jodmangel verursacht wird. Dieser Jodmangel kann entweder durch einen absoluten Jodmangel (= zu wenig Jodaufnahme mit der Nahrung) oder durch einen relativen Jodmangel in Lebensphasen mit erhöhter Stoffwechselaktivität (z. B. Pubertät, Schwangerschaft) auftreten.
Für das Auftreten einer Struma können jedoch auch erbliche Faktoren verantwortlich sein.
 
Schilddrüsenüberfunktion:
Eine Schilddrüsenüberfunktion kann entweder durch eine sog. Schilddrüsen-autonomie („heiße Knoten“ oder disseminierter Autonomie) oder durch Autoimmunerkrankungen, wie den Morbus Basedow oder die Hashimoto-Thyreoiditis, entstehen. Bedingt durch den erhöhten Spiegel von Schilddrüsenhormon im Blut kommt es zu einer gesteigerten Stoffwechselaktivität, die zu Herzrhythmusstörungen, hohem Blutdruck, Gewichtsverlust, Nervosität, Durchfall, Haarausfall und innerer Unruhe führen kann.
 
Heißer Knoten:
Bei einem heißen Knoten (dieser Begriff stammt aus der Schilddrüsen-Szintigraphie) produzieren in einem Schilddrüsenknoten liegende Zellen Schilddrüsenhormon, ohne der Steuerung durch das Gehirn (über das Hormon TSH) zu unterliegen. Man spricht daher auch von autonomen Zellen oder autonomen Adenomen. Wenn die ungesteuert hormonproduzierenden Zellen nicht in einer Knotenformation vorliegen, sondern über die gesamte Schilddrüse verteilt sind spricht man von einer disseminierten Autonomie.
 
Schilddrüsenunterfunktion:
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion steht dem Körper für die notwendige Stoffwechselleistung nicht genügend Schilddrüsenhormon zur Verfügung. Daraus resultiert ein verminderter Stoffwechsel mit Symptomen wie Müdigkeit, Antriebs-mangel, Appetitlosigkeit, Verstopfung, Gewichtszunahme.
 
Als Ursache kommen entweder angeborene Unterfunktionen oder Unterfunktionen bei abgelaufenen Autoimmunerkrankungen  infrage. 

Kalter Knoten:
Der Begriff „kalter Schilddrüsenknoten“ stammt aus der Schilddrüsen-Szintigraphie. Er drückt aus, dass ein Schilddrüsenknoten (der beispielsweise im Ultraschall diagnostiziert wurde) kein Hormon produziert. In den allermeisten Fällen handelt es sich hierbei um eine gutartige Knotenbildung. Lediglich in 2-3 % kann sich hinter einem kalten Schilddrüsenknoten auch ein bösartiger Schilddrüsentumor verbergen. Mit einer ultraschallgesteuerten Feinnadelbiopsie können in vielen Fällen weitere Informationen gewonnen weden. Leider kann auch mit umfangreicher Diagnostik nicht immer ausgeschlossen werden, dass sich hinter einem kalten Schilddrüsenknoten ein bösartiger Tumor verbirgt. Daher ist gerade bei den kalten Schilddrüsenknoten eine interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie eine große Erfahrung bei der Therapieentscheidung notwendig.
 
Morbus Basedow:
Bei dem Morbus Basedow handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Dabei werden eigene Schilddrüsenzellen irrtümlicherweise als fremde Zellen eingestuft, sodass vom Körper Abwehrzellen (Antikörper) produziert werden, die die Schilddrüse stimulieren. Zusätzlich kann es zum Auftreten von hervortretenden Augäpfeln kommen. Für die Diagnose eines
Morbus Basedow sind neben der Antikörper-Bestimmung (TRAK) im Blut das Ultraschallbild, das Szintigramm sowie die Feststellung einer Überfunktion Voraussetzungen.
 
Morbus Hashimoto:
Bei der Hashimoto-Thyreoiditis handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper die Schilddrüse zerstören und das abgestorbene Gewebe von weißen Blutkörperchen abgebaut wird. In der Regel sind im Blut bestimmte Antikörper gegen die Schilddrüse nachweisbar (TPO-Antiörper-Titer; TG-Antikörper-Titer). 
 
Bösartige Schilddrüsentumoren:
Bei den bösartigen Schilddrüsentumoren unterscheidet man zwischen differenzierten Tumoren, d. h. Tumore, die noch Ähnlichkeit mit gesunden Schilddrüsenzellen haben und auch Jod aufnehmen können sowie undifferenzierte, d. h. wildwachsende Tumore.
 
Bei den differenzierten bösartigen Schilddrüsentumoren unterscheidet man zwischen papillären und follikulären Karzinomen.
 
Das papilläre Schilddrüsenkarzinom ist der häufigste differenzierte bösartige Tumor der Schilddrüse. Er hat – wenn er rechtzeitig und korrekt behandelt wird – eine sehr gute Prognose. Ab einer gewissen Tumorgröße wird das papilläre Schilddrüsenkarzinom mit einer kompletten Entfernung der Schilddrüse sowie einer Entfernung der regionalen Lymphknoten behandelt. In ausgewählten Fällen kann auch eine Ausräumung der Lymphknoten entlang der großen Halsgefäße notwendig sein. Im Anschluss an die Operation erfolgt eine Radiojodtherapie.
 
Falls im Rahmen einer Schilddrüsenoperation zufällig kleine papilläre Karzinome unter dem Mikroskop erkannt werden muss in den allermeisten Fällen weder eine weiterführende Operation noch eine Radiojodtherapie erfolgen.
 
Follikuläres Schilddrüsenkarzinom:
Das follikuläre Schilddrüsenkarzinom zählt ebenfalls zu den differenzierten bösartigen Schilddrüsentumoren. Auch das follikuläre Schilddrüsenkarzinom hat bei richtiger Behandlung und rechtzeitiger Erkennung eine gute bis sehr gute Prognose. Es wird mit einer kompletten Entfernung der Schilddrüse behandelt, wobei in der Regel keine Entfernung der Lymphknoten notwendig ist. Im Anschluss erfolgt eine Radiojodtherapie.
 
Ein follikuläres Karzinom kann nur bei einer mikroskopischen Untersuchung eines entnommenen Schilddrüsenknotens bestätigt werden. Im Gegensatz zu dem papillären Schilddrüsenkarzinom ist eine Diagnose durch eine Feinnadelpunktion nicht möglich. Ebenso ist eine Untersuchung des entnommenen Schilddrüsenknotens während der Operation beim follikulären Karzinom nicht sinnvoll. Daher kann es bei der Diagnose eines follikulären Karzinoms nach einer Schilddrüsenoperation notwendig sein, mit einem weiteren Eingriff die gesamte Schilddrüse zu entfernen.
 
Undifferenziertes Schilddrüsenkarzinom:
Beim undifferenzierten Schilddrüsenkarzinom haben die Tumorzellen keinerlei Ähnlichkeit mehr mit den originären Schilddrüsenzellen. Eine Radiojodtherapie ist nicht möglich, neue Therapieoptionen deuten sich mit der Durchführung einer Chemotherapie an. Eine mögliche Behandlung soll in enger Abstimmung mit Chirurgen, Strahlentherapeuten und Onkologen erfolgen.
 
Medulläres Schilddrüsenkarzinom: 
Das medulläre Schilddrüsenkarzinom (auch "C-Zell-Karzinom") geht nicht von den eigentlichen Schilddrüsenzellen aus, sondern von sog. parafollikulären, calcitonin-produzierenden Zellen (sog. C-Zellen). Das medulläre Karzinom trägt familiär (ca. 15 %) oder sporadisch (ca. 85 %) auf. Der sensitivste Tumormarker des medullären Karzinomes ist das von den C-Zellen produzierte Calcitonin. Die Behandlung der Wahl ist eine vollständige chirurgische Entfernung. Eine Radiojodtherapie ist nicht möglich.
 

Schilddrüsendiagnostik

Vor der Durchführung jeglicher Diagnostik ist zunächst eine ausführliche Befragung bezüglich der Symptome sowie eine körperliche Untersuchung unerlässlich.
 
Blutuntersuchung:
Die Schilddrüsenhormone (T3/T4), TSH, TRH und Antikörper können im Blut exakt bestimmt werden. Anhand der Blutuntersuchungen können nicht alle Schilddrüsenerkrankungen diagnostiziert werden, ebenso müssen auffällige Werte immer im Gesamtkontext mit den anderen bestimmten Blutwerten bewertet werden.
 
Ultraschall:
Die Ultraschalluntersuchung zählt zu den wichtigsten Untersuchungsmethoden bei der Erkennung von Schilddrüsenerkrankungen. Sie ist für den Patienten ungefährlich und ohne Belastung durchführbar. Bei der Ultraschalluntersuchung kann die Schilddrüsengröße sowie vorhandene Schilddrüsenknoten erkannt werden. Die Ultraschalluntersuchung kann jedoch keine Aussage bezüglich der Hormonproduktion der Schilddrüse tätigen, ebenso kann nicht sicher zwischen gutartigen und bösartigen Schilddrüsenknoten unterschieden werden.
 
Szintigramm:
Bei der herkömmlichen Schilddrüsen-Szintigraphie wird eine radioaktive Substanz (Technetium) gespritzt. Diese Substanz verhält sich im Körper wie Jod und wird daher in der Schilddrüse aufgenommen (dort aber nicht gespeichert und auch nach kurzer Zeit über den Urin wieder ausgeschieden). Mit einer Kamera (Gammakamera) wird die Strahlung der sich kurzzeitig in der Schilddrüse befindlichen Substanz aufgenommen. Zellareale mit hoher Hormonproduktion nehmen mehr Substanz auf als normal arbeitende Areale oder Areale, die keine Schilddrüsenhormonproduktion mehr besitzen. So erhält man eine Landkarte bezüglich der Stoffwechselaktivität in der Schilddrüse.
 
„Heiße Knoten“ sind Areale mit hoher Substanzspeicherung und somit auch Areale mit hoher Hormonaktivität.
 
„Kalte Knoten“ sind Areale, in denen kein Schilddrüsenhormon produziert wird.
 
Mit der Szintigraphie kann lediglich die Stoffwechselfunktion der einzelnen Schilddrüsenabschnitte angezeigt werden. Es ist keine Aussage über Gut- oder Bösartigkeit eines Knotens möglich.
 
Feinnadelpunktion:
Falls der Verdacht auf das Vorliegen eines bösartigen Schilddrüsenknotens vorliegt (vor allem bei szintigraphisch kalten Knoten) kann mit einer ultraschallgesteuerten Feinnadelpunktion eine weiterführende Aussage getroffen werden. Allerdings kann mit dieser Methode nicht in allen Fällen eine 100 %ige Gewissheit bezüglich der Frage, ob es sich um einen gutartigen Schilddrüsenknoten oder um eine bösartigen Schilddrüsentumor handelt, erzielt werden.
 

Therapie

Die drei Hauptpfeiler der Therapie von Schilddrüsenerkrankungen basieren auf
 

  • einer medikamentösen Therapie,
  • der Radiojodtherapie sowie
  • der chirurgischen Therapie.


Daneben gibt es noch weitere Therapieformen, wie z. B. die Thermoablation, für die es wenige Indikationen gibt.

MEDIKAMENTÖSE THERAPIE

Jod:
Der chronische Jodmangel ist - neben einer familiären Disposition - die häufigste Ursache für Vergrößerung der Schilddrüse mit und ohne Knotenbildung. Daher stellt Jod den wichtigsten Baustein in der Behandlung von Strumen dar. Jod darf aber dann nicht eingesetzt werden, wenn heiße Knoten vorliegen oder bereits eine Überfunktion besteht, da diese durch Jod verstärkt werden könnte. 

Schilddrüsenhormone:
Schilddrüsenhormone können als Tabletten eingenommen werden. Es gibt hierfür zahlreiche Präparate. Häufig werden Jod und Schilddrüsenhormone als Kombinationstabletten eingesetzt. Dies ist - je nach Stoffwechsellage - bei vergrößerten Schilddrüsen die Methode der Wahl; außerdem wird die Kombination aus Schilddrüsenhormon und Jod nach Schilddrüsenoperationen oder nach Radiojodtherapien eingesetzt, um fehlendes Hormon zu ersetzen und ein erneutes Schilddrüsenwachstum zu vermeiden.

Reines Schilddrüsenhormon wird verwendet, um Unterfunktionen bei Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse (z. B. Morbus Hashimoto) zu behandeln und den Hormonmangel auszugleichen. Die Einnahme ist in der Regel unproblematisch und gut verträglich. Die richtige Dosierung wird durch regelmäßige Bluttests kontrolliert und evtl. korrigiert. 

Thyreostatika:
Thyreostatika hemmen die Produktion von Schilddrüsenhormonen. Sie werden bei Überfunktionen (Hyperthyreose) eingesetzt. Dies kann bei der Basedow'schen Erkrankung zu einer Ausheilung führen, in der Regel sollte die Einnahme aber nur für einen kürzeren Zeitraum, etwa zur Überbrückung bis zu einer Schilddrüsenoperation oder Radiojodtherapie erfolgen, da Thyreostatika sonst zu einem Wachstum der Schilddrüse führen können. Außerdem reagieren viele Patienten allergisch oder es können Veränderungen der Leberwerte auftreten. Für eine Langzeittherapie sind Thyreostatika daher nur in Ausnahmefällen einsetzbar.

RADIOJODTHERAPIE

Eine Radiojodtherapie wird in erster Linie eingesetzt, um Schilddrüsenüberfunktionen zu behandeln. Dies können sowohl bei autonomen Knoten oder bei vermehrter Hormonproduktion der gesamten Schilddrüse (disseminierte Autonomien oder Morbus Basedow) erfolgen. Außerdem wird eine Radiojodbehandlung nach Operation von Schilddrüsenkrebs zur Beseitigung von Rest-Schilddrüsengewebe und evtl. vorhandenen Tochtergeschwülsten (Metastasen) eingesetzt.

Bei der Radiojodtherapie kommt ein Betastrahler (das radioaktive Jodisotop J-131) zum Einsatz. Es wird in Form einer kleinen Kapsel geschluckt und findet von allein seinen Weg ausschließlich ins Schilddrüsengewebe. Der Rest wird über die Nieren ausgeschieden. Das Schilddrüsengewebe wird hierdurch "von innen" bestrahlt und baut sich innerhalb einiger Wochen bis weniger Monate ab. Die Überfunktion verschwindet und die Schilddrüse verkleinert sich.

In Deutschland darf eine Radiojodtherapie nur in einer speziell dafür eingerichteten Klinik erfolgen. Der stationäre Aufenthalt dauert in der Regel wenige Tage bis eine Woche. In dieser Zeit dürfen die Patienten keine Besuche empfangen und auch das Zimmer nicht verlassen.

CHIRURGISCHE THERAPIE

Bei vielen Erkrankungen der Schilddrüse ist es sinnvoll, eine Schilddrüsenoperation durchzuführen.
 
Durch die große Erfahrung und Spezialisierung unserer Operateure ist eine Schilddrüsenoperation für den betroffenen Patienten eine geringe Belastung mit geringen Risiko. Genaueste Anatomiekenntnisse, verbesserte Operationsmethoden und der Einsatz von modernen Technologien gewährleistet, dass beispielsweise der Blutverlust bei einer Schilddrüsenoperation nur noch wenige Milliliter beträgt (in der Regel weniger als für die erforderliche Blutuntersuchung vor der Operation).
 
Wir führen neben der konventionellen Schnittoperation seit Jahren auch als eine der wenigen Kliniken in Deutschland die minimal invasive Schilddrüsenresektion nach der „ABBA-Methode“ durch. Welche Operationsmethode im Einzelfalle eingesetzt werden kann hängt von der Schilddrüsenerkrankung und der Größe ab und wird im Vorfeld mit dem Patienten ausführlich abgewogen und besprochen.
 
Konventionelle Schilddrüsenoperation:
Die Operation wird durch einen kleinen Schnitt am Hals durchgeführt, den wir vor der Operation mit Ihnen zusammen an der kosmetisch günstigsten Stelle wählen. Bei der Operation werden keine Muskel durchtrennt, sodass Sie nach dem Eingriff Ihren Hals rasch uneingeschränkt bewegen können. Nach sorgfältiger Präparation der Schilddrüse werden krankhafte Gewebeabschnitte entfernt. Dabei verfolgen wir prinzipiell die Philosophie, dass wir – wenn immer möglich – gesundes Schilddrüsengewebe belassen. Routinemäßig werden bei der Operation die Nebenschilddrüsenkörperchen (verantwortlich für den Calciumhaushalt) dargestellt und geschont. Obligat ist die Kontrolle der Stimmbandnerven in der Operation mittels Neuromonitoring. In aller Regel verzichten wir auf das Einlegen von Drainagen, die Hautwunde wird mit einem Faden genäht, der sich selbst auflöst – ein Fadenzug ist nicht notwendig.

Minimal invasive Schilddrüsenoperation (ABBA):
Bei der von uns durchgeführten minimal invasiven Schilddrüsenoperationstechnik handelt es sich um die sog. „ABBA-Technik“ (Axillo-bilateral-breast-approach). Dabei wird die Schilddrüse durch einen ca. 2 cm langen Hautschnitt im Bereich der vorderen Achselhöhle sowie über 2 winzige Schnitte im Bereich der Brust (Randbereich der Brustwarze) operiert. Bei dieser Technik erfolgt die Präparation streng im Unterhautfettgewebe – Nerven, Gefäße oder die Brustdrüse werden dabei nicht tangiert. Ähnlich wie bei minimal invasiven Bauchoperationen wird das Operationsgebiet mit CO2-Gas gefüllt, um ausreichend Raum für die Einführung der feinen Operationsinstrumente zu erreichen. Die Schilddrüse wird dann unter Kamerasicht analog der herkömmlichen Operationstechnik operiert. Die Übersicht bei dieser Operation ist hervorragend; sämtliche Nerven- und Gefäßstrukturen können genau identifiziert werden. Ebenso werden die Stimmbandnerven mittels Neuromonitoring kontrolliert und die Nebenschilddrüsenkörperchen dargestellt und geschont.

Bösartige Schilddrüsentumore, Wiederholungseingriffe und stark vergrößerte Schilddrüsen sollten nach dem derzeitigen Erkenntnisstand noch herkömmlich operiert werden.

Ablauf der Schilddrüsenoperation

Vor der Operation:
In der Regel führen wir sämtliche Voruntersuchungen und Vorgespräche ambulant durch, sodass Sie erst am Operationstag selbst in die Klinik kommen müssen. Obligat ist weiter eine Stimmbandkontrolle durch einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt vor der Operation.
 
Am OP-Tag:
Die Operation wird in Vollnarkose durchgeführt. Nachdem Sie auf der Station eingetroffen sind und Ihr Zimmer bezogen haben, legen Sie die OP-Kleidung an und bekommen ca. 30 Minuten vor der Operation eine Tablette, die Sie müde und schläfrig macht. Unsere Pflegemitarbeiter bringen Sie in den OP, wo Sie empfangen und weiterbetreut werden. Nach der Operation werden Sie noch ca. 1 Stunde im Aufwachraum überwacht und – nachdem sorgfältig überprüft wurde, dass es Ihnen gut geht – wieder auf die Station gebracht. Dort erhalten Sie routinemäßig Schmerzmedikamente – falls diese ausnahmsweise nicht ausreichen besteht jederzeit die Möglichkeit, Ihnen umgehend weitere Schmerzmedikamente zu geben. Für das erste Aufstehen unterstützen Sie unsere Pflegekräfte; in der Regel können Sie sich nach wenigen Stunden wieder uneingeschränkt bewegen. Spätestens zum Abendessen können Sie wieder Nahrung zu sich nehmen.
 
Erster Tag nach der Operation:
Am ersten Tag nach der Operation können Sie duschen und ggf. wird der Operationsverband erneuert. Im seltenen Fall einer Drainagen-Einlage bei der Operation wird diese am Morgen entfernt. Falls erforderlich werden an diesem Tag auch die Calciumwerte sowie das Nebenschilddrüsenhormon (Parathormon) in Ihrem Blut bestimmt. Da bei den meisten Schilddrüsenoperationen keine Thrombosespritzen erforderlich sind ist es sinnvoll, wenn Sie sich möglichst viel bewegen.
 
Zweiter Tag nach der Operation:
Am zweiten Tag nach der Operation findet eine nochmalige Wundkontrolle sowie ein Verbandswechsel statt. Wir verwenden hierfür ein kosmetisch günstiges hautfreundliches Pflaster, mit dem Sie bedenkenlos duschen können. Das Pflaster kann nach wenigen Tagen entfernt werden. In aller Regel können wir jetzt auch das mikroskopische Untersuchungsergebnis des bei der Operation entnommenen Schilddrüsengewebes mit Ihnen besprechen. Falls medizinisch möglich, erfolgt dann die Entlassung und die Weiterbetreuung (in der Regel durch Ihren Schilddrüsenspezialisten).
 
Selbstverständlich stehen wir auch nach der Operation beim Auftauchen von etwaigen chirurgischen Problemen oder Fragen jederzeit zu Ihrer Verfügung.

Die große Erfahrung auf dem Gebiet der Schilddrüsenchirurgie befähigt die Chirurgen am Ev. Diakoniekrankenhaus Freiburg auch in Entwicklungsländern anspruchsvolle und schwierige Schilddrüsenoperationen unter einfachen Bedingungen durchzuführen. Unter der Schirmherrschaft von „Operieren in Afrika e. V." www.operiereninafrika.de operieren wir seit 19 Jahren regelmäßig in Burkina Faso Patienten mit ausgeprägten Schilddrüsenerkrankungen.