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15.12.2025

Patient Blood Management: Neue ALICE-Studie zu präoperativer Anämie

Jeder Dritte, der sich einem größeren chirurgischen Eingriff unterzieht, ist von Anämie, umgangssprachlich auch Blutarmut genannt, betroffen. Zu diesem Ergebnis kommt die nun in der renommierten Fachzeitschrift „Lancet Global Health“ veröffentlichte „ALICE-Studie“. Die Studie untersucht die Ursachen sowie die Häufigkeit des Auftretens einer präoperativen Anämie. Als eine von insgesamt 79 Kliniken aus 20 Ländern hat auch die Anästhesiologische Klinik des Evangelischen Diakoniekrankenhauses Freiburg unter der Leitung von Chefarzt Prof. Dr. Christoph Wiesenack mit ihren Patientinnen und Patienten an der Studie teilgenommen.

Die Ergebnisse sind eindeutig: Eine präoperative Anämie erhöht die Sterblichkeit nach einem operativen Eingriff um das Fünffache, während sich die postoperative Komplikationsrate und die Transfusionswahrscheinlichkeit nahezu verdreifacht. 55,2 Prozent der untersuchten Patientinnen und Patienten weisen als Ursache der Anämie einen Eisenmangel auf, 14,5 Prozent einen Folsäuremangel, 7,7 Prozent einen Vitamin-B12-Mangel und 8,7 Prozent eine chronische Nierenerkrankung.

Eine Anämie schwächt den Körper bereits im Normalzustand: Durch die bei einer Anämie verminderte
Hämoglobin-Konzentration im Blut werden die Zellen nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Dass
ausreichend Blut im menschlichen Körper vorhanden ist, ist gerade während einer Operation besonders
wichtig: Es transportiert neben dem lebensnotwendigen Sauerstoff auch Zellen, Nähr- und Giftstoffe durch die Gefäße und stellt somit eine wichtige Verbindung zwischen allen Organen her.

Patient Blood Management im Diakoniekrankenhaus Freiburg

Bluttransfusionen leisten einen wichtigen Beitrag zur modernen Medizin und können insbesondere während operativer Eingriffe lebensrettend sein. Gleichzeitig ist die Gabe von Blutkonserven jedoch nicht frei von Risiken: So kann die nicht indizierte Gabe von Blutkonserven Ursache einer erhöhten Sterblichkeit und Komplikationsrate sein und mit einem erhöhten Risiko für Infektionen einhergehen. Blut sollte daher - wie jedes Medikament - nur bei klarer Indikation und im Bewusstsein der Nebenwirkungen genutzt werden. Hier kommen moderne Methoden wie das „Patient Blood Management“ (PBM) ins Spiel: Das PBM beschreibt ein multidisziplinäres Behandlungskonzept, das Bluttransfusionen reduzieren soll, indem eine Anämie bereits vor einem operativen Eingriff erkannt und erfolgreich behandelt wird. Außerdem soll der Blutverlust während einer Operation minimiert sowie die Anämietoleranz des Patienten nach der Operation erhöht werden. Hauptziel der Umsetzung des patientenorientierten PBM am Evangelischen Diakoniekrankenhaus ist es, nicht zwingend notwendige Blutübertragungen zu vermeiden, um so die Prognose der Patienten zu verbessern. Damit folgt das Evangelische Diakoniekrankenhaus der langjährigen Forderung der World Health Organization (WHO), die einen bewussteren Umgang mit Blut verlangt. Gleichzeitig rücken die Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt aller Bemühungen, deren individuelle Sicherheit und Gesundheit immer an erster Stelle stehen sollte.

Neben einigen Universitätskliniken ist das Evangelische Diakoniekrankenhaus eines der ersten nichtuniversitären Häuser in Deutschland, das bereits seit Jahren ein standardisiertes hämodynamisches Optimierungsprotokoll in die klinische Routine eingeführt hat.

Die vollstände ALICE-Studie ist hier zu finden: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/41240945/

Weitere Informationen zum Patient Blood Management im Diakoniekrankenhaus Freiburg gibt es hier.